AdS-Stellungnahme zur Abschaffung des Italienischunterrichts an der Kantonsschule

Der AdS nahm am 8. November 2011 zu einem Entscheid der Regierung Obwaldens in einem Schreiben an den Landstatthalter Franz Enderli in Obwalden folgendermassen Stellung:

«Kürzlich hat der Regierungsrat des Kantons Obwalden beschlossen, den Italienischunterricht an der Kantonsschule Obwalden aus dem Angebot zu streichen. Bis heute waren es dort stets jährlich durchschnittlich 10 Schülerinnen und Schüler, die diese Sprache als Fach wählten. Dass nun die Möglichkeit, Italienisch zu lernen, nicht mehr angeboten werden soll, widerspricht jedoch der Sprachkohäsion unseres Landes. Italienisch ist unsere dritte offizielle Landessprache und gehört daher in allen Kantonen gefördert. Daher muss aus unserer Sicht das Angebot für Italienischunterricht an den Schulen in jedem Fall aufrechterhalten bleiben, im Interesse der ganzen Schweiz und ihrer besonderen Identität, die gerade auf der Mehrsprachigkeit basiert.

Im Namen des Berufsverbands Autorinnen und Autoren der Schweiz AdS, der Schreibende aus allen vier Schweizer Sprachregionen vereint, appellieren wir an alle politischen Verantwortlichen im Kanton Obwalden, eine solche Entscheidung, welche die kulturelle Landschaft um einiges ärmer machen würde, noch einmal zu überdenken. Die Einheit der Schweiz und der Respekt für die kulturellen Minderheiten sollten besonders in diesen Fragen vor allen anderen, auch ökonomischen oder praktischen, Überlegungen Vorrang haben.»

Ende Januar 2012 antwortete die Regierung des Kantons Obwalden nun auf das Schreiben des AdS. Der Regierung sei die Streichung von Italienisch als Schwerpunktfach vor dem Hintergrund der «staatspolitischen Bedeutung des Italienisch als Landessprache» schwer gefallen. Aufgrund der Grösse der Kantonsschule Obwalden kann sie «nur eine beschränkte Anzahl von Schwerpunkt- und Ergänzungsfächer anbieten». Der Entscheid, künftig die naturwissenschaftlichen Fächer zu stärken und neu das Schwerpunktfach «Biologie und Chemie» zu führen, sei «gestützt auf die Vorgaben der Schweizerischen Maturitätskommission und nach intensivem Abwägen der verschiedenen Aspekte (Frequentierung der einzelnen Fächer, bildungspolitische Bedeutung der einzelnen Fächer, Grösse der Kantonsschule, interkantonale Kooperation in diesem Bereich usw.) getroffen» worden. Da in den letzten Jahren nur wenige Studierende Italienisch als Schwerpunktfach gewählt hätten (durchschnittlich 10 pro Schuljahr, bei 75 Studierenden pro Jahrgang), ist aus Sicht des Regierungsrats des Kantons Obwalden auch die Attraktivität des Bildungsstandorts nicht in Frage gestellt und daher der Entscheid unbestritten. «Für jene Studierenden, die Italienisch als Schwerpunktfach wählen wollen », bestünde «die Möglichkeit des Schulwechsels (Luzern oder Stans)». Zudem werde Italienisch auch weiterhin als «Freifach (ein bis zwei Lektionen pro Woche)» angeboten. Zusammenfassend ist der Regierungsrat des Kantons Obwalden somit überzeugt, dass er «mit dem getroffenen Entscheid an der Kantonsschule Obwalden die Tradition der mehrsprachigen Schweiz bzw. den nationalen Zusammenhalt der Schweiz als bewährte Eckpfeiler unseres Landes keineswegs aufs Spiel» setzt.

Ob und wie der AdS auf diese Antwort reagieren wird, wird der Vorstand in diesem Winterhalbjahr ausführlich erörtern und ggf. handeln.

 

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